Delémont|08.11.2025 – 09.11.2025|

Paciane Bo Studer zurück an der Spitze und Standing Ovation beim Abschied von Stefan Meier

Am zweiten SM-Wochenende standen die Einzel-Schweizer Meisterschaften der Turnerinnen sowie die Gerätefinals der K7-Turnerinnen und -Turner auf dem Programm. 76 Athletinnen standen in der Kategorie 5 am Start und kämpften um die begehrtesten Medaillen des Jahres. So auch Mona Mathis (Sachseln), die in der aktuellen Saison ausnahmslos überzeugte. Auch in Delémont zeigte sie einen souveränen Auftritt, turnte Noten konstant zwischen 9.30 und 9.50. Im dichten Feld erreichte sie den starken achten Rang. Auf den Rängen 15 und 26 nahmen auch Jenny Scherer (Beromünster) resp. Yara Buck (Sempach) eine Auszeichnung entgegen. Genauso umkämpft waren auch die Spitzenplatzierungen in der Kategorie 6. Die Top-Ten trennten weniger als einen Punkt. Darunter gleich zwei Turnerinnen aus dem Kanton Luzern. Ena Erni (Rang 6) und Amélie Loose (Rang 10) nahmen Auszeichnung Nummer zwei und drei für Beromünster mit nach Hause. Die Truppe aus dem Turnverband Luzern, Ob- und Nidwalden bewies, dass auch im Einzelsport Geräteturnen Team-Spirit zu Erfolg führen kann. Denn gleich fünf weitere Turnerinnen erreichten die Auszeichnungsränge: Chantal Scherrer (Rang 16, Willisau), Lynn Estermann (Rang 17, Beromünster), Mira Mathis (Rang 22, Sachseln), Lou Dimmler (Rang 23, Luzern) und Lara Bühlmann (Rang 26, Sursee).

Drei Top-10 Ergebnisse bei den Damen

Ganz anders verlief die Titel-Entscheidung bei den Damen. So wurden die Zuschauer bei der Verkündigung des Vorsprungs der Siegerin regelrecht ins Staunen versetzt. Sina Kaufmann (Wölflinswil) hatte mit der Punktzahl 38.90 über einen Punkt Vorsprung auf die Zweitrangierte. Dahinter rückte das Feld wiederum näher zusammen, wo auch Monika von Rotz (Kerns) nicht weit hinter dem Podest eine Auszeichnung gewann. Mit Rang 9 platzierte sie sich einen Platz vor Verbandskolleginnen Laura Stütz (Beromünster) und Tanja Fries (Ettiswil).

«Ich habe wieder die Freude am Turnen gefunden»

In der Kategorie 7 wurden die Favoritinnen ihrer Rolle gerecht. Norina Imhoof (Zürich Altstetten) kürte sich zum dritten Mal in Folge zur Schweizer Meisterin. Sie nahm der Konkurrenz rund vier Zehntelspunkte. Ränge zwei und drei krallten sich Olivia Bösch (Uerkheim) und Flavie Beuchat (Glovelier), die beide am Mammut Cup in Eschenbach, Mitte September, ihre Top-Form demonstrierten. Auch die Turnerinnen aus dem Turnverband Luzern, Ob- und Nidwalden hielten mit der Spitze mit. So war der fünfte Rang von Paciane Bo Studer alles andere als eine Überraschung. Denn wie sie selbst sagt: «Diese Turnsaison war irgendwie anders. Ich fühlte mich immer ready für die Wettkämpfe, jedoch nie ganz so konstant wie andere Jahre. Jahre zuvor war auch mein Trainingsload etwas höher. Dieses Jahr vertraute ich auf meine Routine. In den Trainings setzte ich auf Qualität vor Quantität. Und nach meinen Verletzungen habe ich wieder meine Freude am Turnen gefunden.» Auch Larissa Bänninger bestätigt mit dem 11. Rang eine aussergewöhnlich starke Saison. Ebenfalls in die Auszeichnungsränge turnten Kaya Dimmler (Rang 19) und Christelle Bregenzer (Rang 23).

Standing Ovation für Stefan Meier

Den Abschluss eines von hochstehendem Turnsport gefüllten Wochenendes machte die Gerätefinals. Die sechst besten K7-Turnerinnen und -Turner pro Gerät qualifizierten sich für die Finalrunde. Bei den Turnern standen die drei Rickenbacher Stefan Meier, Simon Stalder und Janis Fasser am Start. Am Boden gewann Simon Stalder sein siebtes Edelmetall an einem Boden-Final. An den Schaukelringen gab es einen Rickenbacher Doppelsieg: Stefan Meier gewann vor Janis Fasser, welcher seine erste Schaukelring-Medaille entgegen nahm. Auch am Reck bestieg Stefan Meier das Podest: Rang zwei. An der Rangverkündigung vom Barren-Final betrat Stefan Meier dann endgültig das letzte Mal ein Geräteturn-Podest. Unter Standing Ovation betrat der Rickenbacher (bis 2021 im TV Obfelden), das oberste Treppchen. In seiner K7-Karriere gewann der Ausnahmeturner viermal den Schweizer Meistertitel im Mehrkampf, stand drei weitere Male auf dem Podest. Er gewann an eidgenössischen Turnfesten je einmal Gold (Lausanne 2025), Silber (Biel 2013) und Bronze (Aarau 2019). In den Gerätefinals stand er insgesamt 23-mal auf dem Podest (10x Gold, 7x Silber und 6x Bronze). So bleibt Stefan Meier nicht mehr zu sagen als: «Schön wars!»

«Turnen verbindet»

Ein Wochenende der schönen Momente ging damit aber nicht zu Ende. Eine Turnerin aus dem Verband Luzern, Ob- und Nidwalden erlebte in Delémont ganz besondere und erfolgreiche Gerätefinals. «Mein erster Gedanke bei der Rangverkündigung, als verkündet wurde, dass die Siegerin eine 10.00 hat, war: ‘Das kann nicht ich sein.’ Ich hatte noch nie eine 10.00 in meinen 22 Turnjahren. Als dann doch mein Name gefallen ist, stiegen mir sofort Tränen in die Augen.» Der Name der Goldmedaillen-Gewinnerin am Boden ist Paciane Bo Studer. Die Nidwaldnerin zeigte sich emotional nach diesem Erfolg: «Ich hatte es (wieder) an die Spitze geschafft. Meine Familie, mein Trainer, meine Fan-Truppe – wir hatten es wieder geschafft. Nach einigen happigen Verletzungsrückschlägen durfte ich mir die Goldmedaille umhängen lassen. Freude, Stolz und auch Erleichterung überkamen mich.» Es war nach 2017 ihre zweite Boden-Goldmedaille. Kaum vom Podest wieder zurückgetreten, ging das Gold-Märchen weiter: «Als ich mich dann völlig emotional wieder hinsetzte, kam gefühlt ohne Pause bereits die Ring-Rangverkündigung, wo schon wieder mein Name als erstes fiel. Ich konnte es kaum glauben. Es war wirklich magisch.» Strahlend vor Freude und unter grossem Applaus betrat die Nidwaldnerin erneut das Podest. Was diese Erfolge für sie bedeuten, beschreibt Paciane wie folgt: «Die beiden Titel sind für mich eine riesige Bestätigung, dass ich am richtigen Ort bin. Etwas mit Leidenschaft und Spass zu tun ist das Eine, aber darin dann noch gut zu sein ist erfüllend. Ich habe mich von Herzen über die beiden Goldmedaillen gefreut und hoffe auch, dass ich dies ausstrahlen konnte. Die beiden Podests waren nochmals spezieller, da ich sie auch mit meiner guten Kollegin Norina Imhoof teilen durfte. Auch wenn man gegeneinander turnt, ist man trotzdem füreinander. Turnen verbindet.»

Bericht: Gabriel Gerber
Fotos: Franz Blättler